Tipps zum Umgang mit dem Therapeuten ;)

Sie kommen zum ersten Mal in meine Praxis? – Nein, ich habe keine Couch. Also schon, mehrere, aber in meiner Psychotherapeutischen Praxis in Friedrichroda steht keine. Vielleicht ändere ich das noch, bis dahin suchen Sie sich einfach einen der Sessel aus und nehmen dort Platz. Wo Sie anfangen sollen? – Einfach irgendwo. Es sortiert sich schon. Falls nicht, helfe ich. Nein, Sie müssen nicht alles erzählen, aber Sie dürfen. Ja, Sie können sich erstmal herantasten.

Sie müssen keine „gute Klientin“, kein „guter Patient“ sein.
Sie müssen mir nichts recht machen.
Sie können einfach sein wie Sie sind.
Das bin ich auch.

Dazu zählt übrigens, dass ich nicht immer der Pünktlichste bin. Das hat verschiedene Gründe, die ich hier nicht im Einzelnen ausbreiten möchte. Aber ein Grund ist, dass ich bemüht bin, Sie erst dann zu verabschieden, wenn die Sache rund ist; wenn ich das Gefühl habe, ich kann Sie gut gehen lassen, wir können das Thema ruhen lassen und ich kann das nächste Gespräch beginnen, ohne dass da ein Rest ist. Ich bin also bemüht, mich nicht zu sehr von tickenden Uhren dominieren zu lassen. Die meisten Menschen – zumindest in den westlichen Gesellschaften – leben in der „Uhren-Zeit“ und ich respektiere das. Aber in meiner Welt hat jedes Ding, jedes Wesen, jede Situation und jedes Ereignis seine eigene Zeit – und ich möchte auch das respektieren. In dieser Welt dauert ein Gespräch so lange es dauert. Und es beginnt und endet wenn es beginnt und endet. Wenn ich von dieser Welt in jene Welt wechsele – oder anders gesagt: wenn ich meine Seinsweise mit der „Uhren-Zeit“ synchronisieren muss, kommt es manchmal zu Differenzen, die aus der Perspektive der „Uhren-Zeit“ als Unpünktlichkeit erscheinen. Was ich sagen will: Es wäre schön, wenn Sie so planen könnten, dass Sie einerseits zur vereinbarten Zeit in der Praxis sind, jedoch aushalten können, wenn es im Einzelfall erst 15 bis 20 Minuten später losgeht.

Zu meinem So-Sein gehört außerdem, dass ich manchmal die Stirn runzele, gestikuliere, aufstehe und umhergehe, drastische Worte gebrauche oder vom Thema abschweife. Bitte nehmen Sie das nicht persönlich: Vielleicht habe ich zu wenig geschlafen oder zu viel gearbeitet und muss mich anstrengen, um mich zu konzentrieren, was sich in einer in Falten gelegten Stirn oder in einem angestrengten Gesichtsausdruck äußern kann, ohne dass Sie etwas falsch gemacht hätten oder ich nicht einverstanden wäre, mit etwas, dass Sie gesagt oder getan haben. Vielleicht lebe ich wieder einmal meinen Hang zu didaktischen Übertreibungen oder ausschweifenden Erklärungen aus – ohne dass ich Sie für begriffsstutzig hielte. Oder ich stehe einfach auf, weil ich nicht mehr sitzen kann oder weil es mir hilft, mich zu konzentrieren – als Kind habe ich nur deshalb nicht die Diagnose ADS bekommen, weil sie damals noch nicht in Mode war.

Sie haben schlimme Dinge erlebt und sind sich unsicher, ob Sie mir das zumuten können? – Nun, ganz unberechtigt ist das nicht. Vor vielen Jahren hatte ich einen Klienten, der offensichtlich zögerte, mir etwas zu erzählen. Als ich das ansprach, sagte er, es sei so schlimm, dass er sich nicht traue, davon zu erzählen. Er habe gelernt, seine Umwelt damit nicht zu belasten. Ich erwiderte, dass ich schon vieles gehört hätte und sicher sei, dass er mir nichts erzählen könnte, das mich schockieren würde. Daraufhin begann er zu erzählen und ich wurde eines Besseren belehrt. Ich werde das also so nie wieder zu jemandem sagen. Aber ich kann vielleicht sagen, dass das nicht so sehr Ihre Sorge sein sollte. Ich bin dankbar für eine Vorwarnung, aber es ist Ihr Job, zu sein, wie Sie sind und zu sagen, was gesagt werden will. Mein Job ist es, damit fertig zu werden – und ich bin lange genug dabei, um Mittel und Wege dazu zu finden. Vertrauen Sie darauf. Das tue ich auch.

Sie haben mir etwas erzählt, dessen Sie sich sehr schämen und nun denken Sie darüber nach zum nächsten Termin einfach nicht zu erscheinen und die Therapie nicht fortzusetzen? – Das ist verständlich. Und es ist auch Ihr gutes Recht. Aber oftmals ist das nicht besonders hilfreich. Und in den vielen tausend Gesprächen, die ich bisher geführt habe, war es nach meinem Empfinden auch noch niemals nötig. Ich möchte Sie also einladen, sich immer wieder zu trauen. Wenn Sie etwas gar nicht bis zum nächsten Gespräch aushalten können oder loswerden wollen, dann können Sie mir zum Beispiel eine Email schreiben. Ich beantworte Emails oftmals gar nicht oder nur sehr kurz, aber ich lese und bedenke Sie immer.

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